Anna Justice, geboren in Münster, machte eine Ausbildung als Übersetzerin für Englisch-Deutsch und lebte anschließend zunächst in Los Angeles. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland studierte sie Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb), zudem besuchte sie Drehbuchseminare an der University of Southern California. 1997 gab sie mit der Beziehungsgeschichte „Tut mir leid wegen gestern“ ihr preisgekröntes Langfilmdebüt, gefolgt von einer Reihe von Fernsehspielen, darunter das hoch gelobte und für den Grimme-Preis nominierte Drama „Ich liebe das Leben“ (2003), über eine junge Ärztin, deren Leben aus den Fugen gerät, als sie sich mit HIV infiziert.

2007 kam „Max Minsky und ich“ in die Kinos. Der Kinder- und Jugendfilm über ein jüdisches Mädchen, das für den Prinz von Luxemburg schwärmt, wurde unter anderem beim Montréal International Children’s Film Festival und beim Filmfest München preisgekrönt sowie für den Deutschen Filmpreis als Bester Kinderfilm nominiert.
Mit „Die verlorene Zeit“ (2011) legte sie ihren dritten, vielfach ausgezeichneten Kinofilm vor: ein Drama über ein polnisch-jüdisches Liebespaar, dem die Flucht aus einem KZ der Nazis gelingt, das sich anschließend aber aus den Augen verliert und erst Jahrzehnte später zufällig wiederbegegnet.

2013 folgte der TV-Mehrteiler „Pinocchio“, der Realaufnahmen mit 3D-Animation verband und eine weltweite Auswertung als Miniserie und Kinofilm erfuhr, 2015 der deutsch-französische Politthriller „Tag der Wahrheit“, 2017 die deutsch-kanadische Komödie „Harrys Insel“.

Ab 2015 schrieb und inszenierte Anna Justice auch für das Theater, es entstand für das Theater Rigiblick in Zürich: „Edith Piaf – Petite Grande Dame“.

Für das Fernsehen inszenierte sie 2018 die heiter-melancholische Familiengeschichte „Das Leben vor mir“, über einen alternden schwulen Mann, dessen einstige Frau nach 30 Jahren plötzlich bei ihm und seinem Partner auftaucht, weil sie eine Bleibe braucht.
Ihr nächster Fernsehfilm „Neben der Spur ist auch ein Weg“, über die Selbstfindung einer frisch getrennten Frau, entstand Ende 2020 während der Corona-Pandemie.

Die Ausstrahlung der Komödie erlebte sie nicht mehr: Nach schwerer Krankheit verstarb Anna Justice am 18. April 2021.

Foto: Bernd Löhr (1994)